60 Jahre Internationaler Club La Redoute Bonn e.V.

Die Vorgeschichte

Nach Ernst Moritz Arndt war Max Franz ein „freiheitsliebender Fürst, der sich mit Abwerfung allen Pomps als ersten Bürger vorstellte“; Hofkammerpräsident v. Spiegel sieht ihn kritisch als „in der Kirche Hypokrit, in der Freundschaft Egoist, im Rat Macchiavell“. Als er erfuhr, dass die Quelle in Godesberg Heilkraft besitzt, ließ er ein Brunnenhaus bauen; Gartenmeister Lenné schuf Promenaden und Gärten.
Um mit Spa, Synonym eines mondänen Badeorts, konkurrieren zu können, erteilte er Vater und Sohn Leydel den Auftrag zum Bau einer „Redoute“. Nach einem alten Lexikon heißt so „zu Venedig und allen Orten, wo ein Carneval oder Fastnachts-Lust gehalten wird, der Platz, wo man vermasquiret zusammenkommt, um zu tantzen, zu spielen und andere Lustbarkeit zu treiben“. Den Baumeistern gelang ein Werk hohen Ranges. Es weist typische Merkmale des Spätbarock auf, mit einem in der Fassade vorspringenden, von sechs Statuen der Musen gekrönten Mitteltrakt; Gesimse und vertikale Linien geben der Fassade eine dem Klassizismus nahe kommende Gliederung.
Schmuckstück im Innern ist der 600 qm große Beethovensaal mit kunstvoller Stuckarbeit. Dennoch erlaubt der Bau keinen Vergleich mit den Schlössern der Wittelsbacher Vorgänger. Ein Lustschloss zu bauen, wäre Max Franz abwegig erschienen; die Redoute, die „Weißen Häuser“ für 500 Gäste und der Brunnen sollten Geld bringen. Für seinen ökonomischen Sinn spricht auch, dass er für den Bau dieser Häuser reiche Bürger gewann, denen er den Baugrund kostenlos überließ und Steuerfreiheit gewährte.
1792 wurde die Redoute in Betrieb genommen. Es wurden Glücksspiele und Bälle veranstaltet, dreimal pro Woche fanden dort und im benachbarten Theater Schauspiel, Ballet, Konzerte und Opern statt, wie 1793 die deutsche Erstaufführung der „Zauberflöte“. Im Kurfürstlichen Hoforchester spielte Beethoven, 22 Jahre alt, Violine und Bratsche. Eine Stele im Park erinnert an seine Begegnung mit Josef Haydn, dem das Orchester im Juli 1792 in der Redoute ein Frühstück gab. Beethoven durfte ihm vorspielen; ein Jahr später war er Haydns Schüler in Wien.

Die Redoute 1792 (Farbstich von N. Ziegler)

Als 1794 französische Revolutionstruppen in Köln einzogen, floh Max Franz. Die Redoute ging in Privatbesitz über; nach wechselvoller Geschichte als Gemäldegalerie, Mädchenpensionat und Sommerhaus der späteren Kaiserin Augusta von Preußen erwarb sie 1856 Viktor Wendelstadt; Gartenmeister Nelle aus Hannover bezog die Gärten der „Weißen Häuser“ in den Park ein und gestaltete ihn im englischen Stil. Die Redoute wurde wieder zum glanzvollen Ort der Musikpflege; oft konzertierten hier Clara Schumann, Johannes Brahms und andere bedeutende Künstler. Wendelstadts Enkel verkaufte die Redoute 1920 an die Stadt Godesberg. Am 22. Juni 1920 wurde sie mit einem Konzert ihrer alten Bestimmung zurückgegeben.
1924-26 wurden die Seitentrakte zu einem Saal erweitert, die Statuen der Attika restauriert; das Innere schmücken jetzt vier allegorische Figuren und ein Portrait von Max Franz als Hochmeister des Deutschritterordens. Nach Kriegsende ging die Redoute 1945 an die britische Besatzungsmacht über, die darin einen Offiziersclub eröffnete. Hitlers Oberkellner aus dem Hotel Dreesen, Muster eines viktorianischen Butlers, war für die Briten ein beliebter Geschichtenerzähler. Zum Dinner musizierten oft ausgemergelte Personen, um sich ein Abendbrot zu verdienen. Einer starb über Bruchs Violinkonzert. Nach Abzug der Briten im Frühjahr 1946 wurde ein belgisches Korps in Bonn stationiert; in der Redoute wurde ein belgischer Offiziersclub eröffnet.
Als sich 1949 die Alliierte Hohe Kommission in Bonn niederließ, nutzten zunächst Briten und Amerikaner die Redoute als Club; 1950 ging sie an die Franzosen über. In Memoiren eines Mitglieds heißt es: „The British period was marked by poverty and a strange sad tranquillity; the Belgian by a superfluity of food and drink and an ever increasing vivacity; the French by the more selective, unobtrusive delicacy that had now become possible.” Deutsche konnten dem „Club français“ nicht beitreten, doch hatte Vizekanzler Blücher einen Sitz im Ehrenkomitee. Obwohl der Club florierte, wollten die Franzosen ihn schließen. Ein Brite sah dies als Chance, ihn auf breiterer Basis fortzuführen. Die Lage war günstig, da auch die Bundesregierung einen bedeutenden Club in der Bundeshauptstadt für notwendig hielt. Einige Diplomaten und der Protokollchef der Bundesregierung v. Herwarth ergriffen die Initiative. Die Bundesregierung wurde gebeten, einen Teil der Betriebskosten zu tragen; dafür solle sie Priorität bei der Nutzung erhalten. Die Stadt Bad Godesberg verweigerte sich zunächst allen Gesprächen, doch wurden die Stadtväter überzeugt, dass der Club das Prestige der Stadt als Diplomatenzentrum erhöhen würde. Botschafter Davis (Kanada) gewann die Unterstützung des Doyen Erzbischof Münch und anderer Missionschefs. Sie beschlossen, dass Diplomatisches Corps und deutsche Behörden den Club gemeinsam tragen sollten. Im Juni 1953 fand die konstituierende Sitzung statt.

Der Internationale Club La Redoute

Die ersten Jahre

Der Internationale Club betrachtet den 23. Juni 1953 als Gründungstag. Nach Aufhebung der Beschlagnahme machte die Stadt Bad Godesberg die Redoute für den Club verfügbar. Frankreichs Hoher Kommissar André François-Poncet übernahm die Präsidentschaft; als erfahrener Diplomat, der 1931-38 Botschafter bei der Reichsregierung in Berlin war, setzte er sich das Ziel, die Verkrampfungen aus der Kriegszeit zu überwinden und den Club in ein normales Gesellschaftsleben überzuleiten. Dieser kultivierte Mann von europäischem Rang, Mitglied der Académie française, prägte den Club entscheidend.
Ein General Committee und ein Executive Committee, je zur Hälfte Diplomaten und Deutsche, leiteten ihn. Die deutsche Seite des General Committee zeigte die Bedeutung, die die Bundesregierung ihm beimaß: fünf Staatssekretäre, der Chef des Bundespräsidialamts, der Protokollchef und fünf hohe Beamte des Auswärtigen Amtes gehörten ihm an. Das Exekutivkomitee bildeten von deutscher Seite die Herren Diehl, v. Herwarth, Glässing und Soltmann (AA). Bundespräsident Prof. Heuss übernahm die Schirmherrschaft, Bundeskanzler Adenauer wurde Ehrenpräsident.

André François-Poncet

Am 15. September 1953 wurde der Club als Internationaler Club Bad Godesberg e.V. (Club La Redoute) feierlich eröffnet.
Die Empfindlichkeit der Deutschen war anfänglich stark. Dass ein Brite zum Resident Secretary bestellt wurde, erregte Unmut; einige Deutsche vermissten die Gleichstellung beim Tragen von Orden im Club und wollten es auch Ausländern verbieten. Das Restaurant wurde kaum genutzt, die Gründung eines Damenkomitees war ebenso ein Schlag ins Wasser wie das Angebot von Tanztees für die Jugend; die Mitgliederzahl sank von 615 auf 400. Botschafter Lamping (NL) schlug daher 1955 die Auflösung vor. Präsident François-Poncet meinte, die bisherigen Pächter seien unfähig gewesen; ein Mitglied wies darauf hin, dass die Lage des neuen Presseclubs und der Parlamentarischen Gesellschaft günstiger sei als die der Redoute; wer würde zur rush hour nach Bad Godesberg fahren, um einen Drink zu nehmen? Andere meinten, es sei nicht einzusehen, warum sie mit ihren Beiträgen ein Gästehaus der Bundesregierung und Empfänge der Missionschefs in der Redoute mitfinanzieren sollten – Argumente, die den Club lange begleiteten. Einige Mitglieder leisteten jedoch Widerstand. Sie sahen in der Unfähigkeit der Pächter den Hauptgrund der Stagnation; mit Übernahme der Pacht durch das Hotel Königshof sei dieses Hindernis überwunden. Die Auflösung wurde daraufhin nicht weiter verfolgt.
1957 wurde mit Hilfe von Außenminister v. Brentano der Fortbestand finanziell gesichert. Eine GmbH wurde gegründet, die den Betrieb der Redoute übernahm; die Mitgliederzahl stieg wieder. 1961 wurde die personelle Trennung von Präsidium und Vorstand beschlossen. Von nun an war stets ein Botschafter Clubpräsident, die Präsidiumsmit-glieder waren zur Hälfte Ausländer und Deutsche; Oberbürgermeister und Protokollchef gehörten ihm ex officio an. Vorstandsvorsitzender wurde Prof. Arntz; Graf und Gräfin Széchenyi übernahmen das Sekretariat; Graf Széchenyi wurde auch Geschäftsführer der Betriebs-GmbH. Eine erfolgreiche Zeit begann; der Neujahrsempfang des Bundespräsidenten fand in der Redoute statt, Botschafter gaben dort Empfänge. Oft war die Redoute Schauplatz wichtiger Ereignisse, was zu Klagen der Mitglieder führte, dass sie dazu nicht zugelassen wurden. Herausragend war die EWG-Gipfelkonferenz 1962 mit de Gaulle. Wochen vorher überprüfte das Bundeskriminalamt die Lebensläufe aller Bediensteten; dem Chefkoch wurde der Zutritt verwehrt; de Gaulle selbst musste ihm zu seinem Arbeitsplatz verhelfen. Aus Sicherheitsgründen wurde das Guckloch verstopft, durch das der Kurfürst aus dem Schlafzimmer die Maskenbälle im Erdgeschoss zu betrachten pflegte.
Der Club stand hinter diesen Ereignissen mit Programmen nicht zurück. Über Heines „Deutschland, ein Wintermärchen“ gab es einen vielbeachteten Disput, den Germanist Benno von Wiese moderierte. Es sprachen Erzherzog Otto v. Habsburg („die Lage Europas“), Rudolf Augstein („Frankreich, Schrittmacher für das Deutsche Reich“) und Prof. Braubach („die französischen Könige“). Oberst Podhajsky zeigte Bilder seiner Lipizzaner, Wilhelm Tiedemann seine Reiterfilme, Helga Tiemann ihre Porträts von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Beliebt waren Besuche in Villa Hügel, im Gestüt Röttgen und bedeutenden Industriebetrieben. Mit einem „Dîner du Roi“ verabschiedete der Club im Mai 1970 seinen Präsidenten Seydoux de Clausonne. „Höfischer Glanz verzauberte die Redoute“, schrieb die Presse. Fanfarenklänge empfingen die Gäste in großer Toilette, ein Ballett tanzte in Rokoko-Kostümen Menuette und Gavotten.
Die Betriebsmittel brachte der Club selbst auf; doch hätten viele Veranstaltungen ohne Zuschüsse des Auswärtigen Amts nicht durchgeführt werden können. Großer Wert wurde auf gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Institutionen gelegt, wie dem AA-Junioren-kreis, dem Ibero-Club, Rotary, Lions und der Deutsch-Italienischen Gesellschaft. Auch war der Club bemüht sich sozial zu engagieren; namhafte Beträge wurden dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, dem Hilfswerk Berlin–Feriendorf, UNICEF und der Hartdegen-Stiftung gespendet. (Ehemalige Präsidenten)

Finanzkrise und Exil

Im Gegensatz zur erfolgreichen Arbeit des Clubs verschlechterte sich die Finanzlage der Betriebs-GmbH drastisch; 1971 wurde ihre Auflösung unumgänglich. Für die Redoute wurde eine umfassende Sanierung nötig; der Club zog 1972 aus und nutzte dies, um die GmbH still zu liquidieren. Auch der Club selbst hatte Finanzprobleme, der Konkurs der GmbH traf ihn voll, da er der Stadt für ihre Verpflichtungen haftete. In dieser kritischen Phase übernahm Rudolf Graf Buquoy den Vorsitz, Schatzmeister wurde Horst Eulenstein; dank ihres Verhandlungsgeschicks reduzierte die Stadt ihre Forderung. Auch im Exil hielt der Club sein Pro-gramm unvermindert durch: Vorträge, die meist im Hotel Dreesen stattfanden, Ausstellungsbesuche, Konzerte, Bälle, Autorallyes, Weinproben, eine Gemäldeausstellung, eine Österreich-Reise und ein Wohltätigkeitsabend zugunsten der Deutschen Krebshilfe in Anwesenheit des Bundespräsidenten. Nach Eingliederung von Bad Godesberg nach Bonn änderte der Club 1973 seinen Namen in „Internationaler Club La Redoute e.V. Bonn-Bad Godesberg“.
Im Juni 1976 kehrte er nach dreijährigem Exil in die Redoute zurück. Das 180 Jahre alte Haus war umfassend saniert worden; fast alle tragenden Bauteile wurden erneuert, die Holzbalkendecke durch Stahlbeton ersetzt und im Beethovensaal Blechdecken eingezogen. Stuckornamente, Putz, Fassade, Fenster, Türen, Treppen und Inneneinrichtung wurden historisch getreu erneuert, in beiden Sälen wurde eine Fußbodenheizung verlegt, der Beethovensaal wurde unterkellert, sodass die Bestuhlung schnell in die Tiefe versenkt werden kann. Die Kosten (7,6 Mio. DM) wurden zu 70% vom Bund, zu 30% von der Stadt getragen. Auch das Gärtnerhaus erstand als „Redüttchen“ neu. Ein von Architekt Oesterlen geplanter Glas-Beton-Anbau wurde dank geharnischter Proteste stilbewusster Bürger nicht verwirklicht.

Aufstieg

Die Redoute wurde wieder zum „politischen, diplomatischen und gesellschaftlichen Kristallisationspunkt der Bundeshauptstadt“, wie Oberbürgermeister Daniels erfreut feststellte. Doch war nicht mehr der Club ihr Hausherr; sie wurde an die Günnewig-Hotelbetriebe verpachtet. Die Kosten für die Nutzung stiegen, sodass Vorträge aus Ersparnisgründen oft bei INTER NATIONES stattfanden. Aus dem Programm von 1977 seien ein Vortrag von P. Streithofen OP („Macht und Moral“), ein Violinkonzert mit Dénes Szigmondy, Auftritte eines Zauberers und des Grand Magic Circus Paris und der Abschiedsabend für Präsident Gredler (Österreich) erwähnt. Die oft schlecht besuchten Mitgliederversammlungen wurden durch eine Sektprobe (1976) und einen Film über den niederländischen Maler Breitner (1977) attraktiver gestaltet.
1978 wurde das Silberjubiläum mit Reden von Ehrenpräsident Genscher und Clubpräsident Gelzer (Schweiz) begangen. Ein Modehaus stellte Abendkleider vor, Damen des Clubs zeigten Juwelen. Im Jubiläumsjahr fanden 11 Vorträge, u.a. von Bundesminister a.D. Höcherl, Ministerpräsident Vogel, US-Botschafter Stoessel und BDI-Hauptgeschäftsführer Mann statt.
1979 besuchte der Club in Berlin die Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, eine Ausstellung im Reichstag und eine „Tosca“-Aufführung in der Deutschen Oper. Beliebt waren Reisen in die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Niedersachsen, Saarland und Schleswig-Holstein und Städte im benachbarten Ausland, wie Straßburg, Luxemburg und Wien.

1980/81 standen China, Neuseeland, Südafrika, Seychellen, Réunion, Mauritius und das Weinland Kalifornien im Mittelpunkt.
Über „Europa“ sprach der frühere EWG-Kommissionspräsident Rey. 65 Mitglieder hörten im März 1982 Vorträge bei EG und NATO in Brüssel, besuchten das Musée des Beaux Arts und sahen im Cirque Royal eine Vorstellung von Béjart’s Ballett „Wien, Wien, nur Du allein“. Als der Dalai Lama im Oktober Bonn besuchte, veranstaltete der Club ihm zu Ehren eine Akademische Feierstunde. Im November fand in der Vertretung Bayerns ein Festessen mit der Gattin des Bundespräsidenten Carstens zugunsten der Multiple-Sklerose-Gesellschaft statt, das vom Club kochender Männer zubereitet wurde
Am 2. Dezember 1982 starb Gräfin Széchenyi, 22 Jahre lang die „Seele“ des Clubs. Ihre Liebenswürdigkeit ist unvergessen. Drei Jahre später folgte Graf Széchenyi. Der Club verdankt ihm, einer unverwechselbaren Persönlichkeit voll Elan und Humor, die fast 25 Jahre sein Generalsekretär war, viel.

Knapper Haushalt reichhaltiges Programm

Die achtziger Jahre brachten eine neue Finanzkrise. Das Auswärtige Amt reduzierte den Zuschuss, Steuern waren nachzuzahlen, Kosten für Miete, Personal, Veranstaltungen und Bewirtung stiegen. Eine Beitragserhöhung konnte die Mehrkosten nicht auffangen. Schatzmeister Eulenstein konnte in Verhandlungen mit der Stadt die Miete senken und 1985 ohne Schmälerung des Angebots einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Im Mai 1985 wurde Generalkonsul a.D. v. Siegfried zum Generalsekretär bestellt; er war an der positiven Entwicklung der Folgejahre in hohem Maß beteiligt. 1987 hatte Schatzmeister Eulenstein alle Schulden getilgt; 1988 wurde sogar ein Überschuss erzielt. Neues Unheil drohte jedoch vom Finanzamt. Nach einer Betriebsprüfung wurde dem Club die Gemeinnützigkeit rückwirkend ab 1982 entzogen. Mit Hilfe des Auswärtigen Amtes gelang es, sie zurückzuerhalten. Dem Verlangen des Finanzamts, der Club möge sich nach außen öffnen, wurde durch Veranstaltungen mit anderen Vereinen Rechnung getragen. Leider ließ die Mitgliederentwicklung zu wünschen übrig; sie lag in jenen Jahren zwischen 350 und 390 Mitgliedern.
Im Jahr 1985 sprachen u. a. Botschafter Herbst („Frankreich“), BMVg-Planungsstabs-chef Rühle („SDI“) und Botschafter Graf Ferraris („Modell Italien?“). Konzerte der Sängerin De Souza (Brasilien) und des Cembalisten Klecka (USA), eine Berlin-Reise und Ausstellungsbesuche („Ornamenta Ecclesiae“, „Kunst und Kultur aus osmanischer Zeit“) waren andere Höhepunkte. Botschafter Meisch (Lux) gründete das Orchester „Internationaler Club“, das in Anwesenheit des Bundespräsidenten und Frau v. Weizsäcker vor 400 Teilnehmern ein Konzert zugunsten drogengefährdeter Jugendlicher gab; Frau v. Weizsäcker konnte einen Scheck über 5000 DM entgegennehmen. 32 Botschafter waren unter den Gästen im überfüllten Beethovensaal, als 1986 StS Meyer-Landrut (AA) über die deutsche Außenpolitik sprach. Der scheidende Clubpräsident Botschafter Morizet (F) erwies sich mit „Réflections sur un dernier départ“ als intimer Deutschlandkenner. Die sich in Europa abzeichnenden Veränderungen waren Thema der Vorträge der Botschafter Sir Julian Bullard (UK) und Horváth (Ungarn), des Ostexperten Thomas („Gorbatschows UdSSR“), des Bundesministers Schäuble („Deutschlandpolitik im Zusammenhang der Ost-West-Beziehungen“) und des Generals v. Sandrart („Kollektive Verteidigung in Mitteleuropa“). Eine Informationsreise zum Europäischen Parlament rundete das Programm ab.
Das Jahr 1987 bot unter 20 Veranstaltungen Vorträge des DRK-Präsidenten Sayn-Wittgenstein, des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Knopp („750 Jahre Berlin“) und des Wirtschafts-StS Schlecht („Aktuelle Fragen der Wirtschaftspolitik“). Vorträge im Jahr 1988 galten vorwiegend der Information über andere Länder durch die Botschafter von Japan, Spanien, Saudi-Arabien, Pakistan und China. Der frühere Clubpräsident de Beus (NL) sprach über „Die westliche Zivilisation in Gefahr". In Villa Hügel wurde die Ausstellung „Prag um 1600" besucht, in Düsseldorf „Unabhängige Kunst in Europa um 1937". Ein Un
versitätschor der Philippinen und Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs traten in der Redoute auf. Der Club besuchte die Lufthansa-Basis in Frankfurt und die EG-Kommission in Brüssel mit Abstecher nach Brügge.
Unter den Vorträgen im Jahr 1989 dominierte die Politik; u.a. sprachen der außenpolitische Berater des Bundeskanzlers Teltschik, der frühere Vizepräsident der EG-Kommission Narjes und der Politologe Leonhard. Unter Schirmherrschaft von Minister Genscher und Botschafter Kwizinskij (UdSSR) konzertierte Natalja Prischepenko (Violine) und Victor Moser (Klavier). Besuche der Ausstellungen „1000 Jahre russische Kunst“ und „Bilderstreit“ sowie eine Fahrt zum Europarat in Straßburg ergänzten das Programm.
Als Nachfolger des Botschafters Boatti Osorio (Argentinien) wurde Botschafter Meisch (Lux) Clubpräsident, der das „Orchester Internationaler Club" gebildet hatte; im November 1990 gaben er und Protokollchef Holtermann mit Ehefrauen ein Konzert. Zu den Clubereignissen jenes Jahres gehörten Vorträge des Mitglieds des Direktoriums der Bundesbank Tietmeyer, des Generalinspekteurs Wellershoff (BMVg), des Forschungsministers Riesenhuber und der Botschafter Ungarns und Finnlands.
1991 fanden 9 Vorträge statt, darunter den des ehem. BND-Präsidenten Hellenbroich, des Staatsministers Schäfer, des Leiters des AA-Planungsstabs Seitz und des Pfarrers Schorlemmer MdB ("Aufgaben nach einem Jahr Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion"). Eine Mitgliederumfrage zum Programm ermutigte den Vorstand, seinen Weg fortzusetzen: 95% votierten für Vorträge, 72% für Besichtigungen und Reisen, 69% für Musikveranstaltungen. Als Vortragsthemen bevorzugten 84% Politik, 76% Kunst und Kultur, 70% Geschichte, 67% Wirtschaft.
Die Veränderungen nach der Wiedervereinigung boten Stoff für viele Vorträge. 1992 sprachen u.a. StS Kastrup ("Europa und die Atlantische Allianz vor neuen Herausforderungen"), der Treuhand-Verwaltungsratsvorsitzende Odewald („Die Wirtschaft in den neuen Bundesländern“), Erzherzog Otto v. Habsburg und die Botschafter Spaniens und Großbritanniens. Bundesumweltminister Prof. Töpfer erörterte die Folgen der Umweltpolitik für den Standort Deutschland. Botschafter Meisch musizierte am Flügel mit dem Cellisten Schiefen. Erwähnung verdienen auch Auftritte des Baritons Bragason und von William Mockridge als Mark Twain. Das Jahr klang aus mit einem Konzert im Zusammenwirken mit der Russisch-Orthodoxen Kirche.
In den Jahren 1990-92 unternahm der Club Reisen nach Berlin, Potsdam, Dresden, Amsterdam und Prag mit Besuchen
von Museen und Galerien. Besucht wurden die Ausstellungen „Petersburg um 1800", „Götter des Himalaya",Impressionistische Malerei in Europa und Nordamerika“, „London 1800-1840", „Von Brueghel bis Rubens“ und eine Barlach-Ausstellung. Ferner wurden der Flughafen in Frankfurt (mit Führung durch das Innenleben) und die Bayer-Werke in Leverkusen besichtigt. Alljährlich fand auch ein Ball statt.
Das 40-jährige Bestehen beging der Club am 23. Juni 1993 in Anwesenheit des Bundespräsidenten. Die Festrede hielt Staatsminister Schäfer (AA), ferner sprachen Oberbürgermeister Daniels und Clubpräsident Meisch. Der Festakt, an dem 400 Mitglieder und Gäste teilnahmen, wurde umrahmt vom Avalon-Bläserquintett. 20 Mitgliedern wurden für 35-jährige Mitgliedschaft Ehrennadeln verliehen, Schatzmeister Eulenstein erhielt zum Dank für 25-jährige Arbeit die goldene Ehrennadel. Eine Festschrift hielt die Vielfalt der Aktivitäten und die Fülle der Anregungen, Kunst- und Kulturgenüsse fest, die der Club über 40 Jahre den Mitgliedern vermittelte. Als Botschafter Väänänen (Finnland) Bonn verließ, sagte er: „Der Internationale Club ist eine großartige Einrichtung. Er ist für neu ankommende Diplomaten eine erste Heimat. Hier treffen sie Kollegen anderer Länder, hier begegnen sie Deutschen verschiedener Lebenskreise, machen erste Bekanntschaften und fühlen sich nicht mehr ganz so fremd". Aus den 17 Veranstaltungen des Jubiläumsjahrs seien Vorträge des Bundesministers Bohl, des Botschafters Mei (China) und von Prof. Stürmer („Die Gefahrenlage nach dem Kalten Krieg") sowie Reisen zum AFCENT-Hauptquartier in Brunssum, nach Paris und Versailles erwähnt.

Der Club im Übergang (1994-1997)

Das Jubiläum war zugleich ein glänzender Schlusspunkt unter die 40-jährige Vergangenheit des Clubs als Begegnungsort von Diplomaten und Deutschen in der Bundeshauptstadt Bonn. Schon am 20. Juni 1991 hatte der Bundestag im Berlin/Bonn-Gesetz Berlin zur neuen Hauptstadt bestimmt und den Umzug der Bundesinstitutionen nach Berlin beschlossen; doch war bis zum Umzug noch einige Jahre Zeit; das Clubleben ging zunächst unverändert weiter.
Aus dem Programm 1994 sind Vorträge des Ministers Galuska (ČSR), der Botschafter Indiens und Sloweniens, des Parl. StS Repnik (BMZ) und des Generalinspekteurs Naumann (BMVg), Ausstellungsbesuche („Stefan Lochner“ und „Welt der Maya“ in Köln, „Paris – Belle Epoque“ in Essen) und eine London-Reise erwähnenswert.
Im Jahr 1995 sprach Botschafter a.D. Blech („Deutschland und Russland“), die neue Oberbürgermeisterin Dieckmann referierte über Bonns Zukunft nach Wegzug des Bundes, die Verkehrsminister der Schweiz und Deutschlands, Ogi und Wissmann, diskutierten über den transalpinen Verkehr. Ferner sprachen die Bundesminister a.D. Mende und Stoltenberg und der Botschafter Südafrikas. 5 Ausstellungsbesuche, 2 Konzerte, eine Madrid-Reise und der Herbstball ergänzten das Programm.
Der Tod von Graf Buquoy im April 1995 war ein schmerzlicher Verlust; er hatte den Club 23 Jahre geleitet. Zum Nachfolger wurde Direktor Klaus Brenner (ALCATEL/SEL) gewählt. Oberbürgermeisterin Dieckmann trat ins Präsidium ein, der bisherige Oberbürgermeister Daniels wurde Ehrenmitglied.
Schatzmeister Eulenstein wurde Mitglied im Präsidium.
Das Jahr 1996 brachte u. a. Vorträge von StS Schönbohm (BMVg), Horst Köhler („Europäische Wirtschafts- und Währungsunion“), des ungarischen Botschafters und des ostdeutschen Abgeordneten Eppelmann sowie 3 Konzerte. Vorstandsvorsitzender Prof. Arntz (1961-72) wurde Ehrenmitglied und erhielt das Große Bundesverdienst-kreuz. 1997 hörte der Club Vorträge des ehem. DDR-Ministerpräsidenten de Maizière, des StS v. Ploetz (AA) und der Botschafter Islands und Marokkos. Ferner sprachen die Koordinatorin des UN-Frei-willigendienstes Mc-Sweeney und der Exekutivsekretär der UN-Klimakonvention Cutajar, deren Organisationen in Bonn ansässig sind. Generalsekretär von Siegfried legte sein Amt nach 12-jähriger Tätigkeit nieder; er trat ins Präsidium ein, Botschafter a. D. Mario Graf von Matuschka übernahm seine Aufgabe.
Am Ende der 13. Legislaturperiode zog der Bundestag 1998 nach Berlin; auch die Regierung, Botschaften, Landesvertretungen und Wirtschaftsverbände packten die Koffer. Das Jahr verlief noch unbeeinträchtigt von den Veränderungen. Der Club bot 16 Vorträge zu Themen wie „Deutschland in der Krise?“ (van Scherpenberg), „Kunstfälschungen“ (Prof. Ronte), „Wähler und Parteien im Vorfeld der Bundestagswahl“ (Prof. Veen), „Weniger Staat – aber wie?“ (Prof. Scholz MdB), „Europa – quo vadis?“ (Min. Dir. Bitterlich), „Islam in Deutschland“ (Mohammad Hobohm). Vorträge der Botschafter Sri Lankas, Indiens und Maltas sowie der Telekom-Vorstände Dr. Arnold („Medienpolitik“) und Dr. Hultzsch („Das Phänomen Internet“), 2 Ausstellungsbesuche, 2 Konzerte und der Herbstball rundeten das Programm ab.
Der Vorstand hatte seit 1996 die Umzugsfolgen erörtert. Nun trat der Ernstfall ein; alle Diplomaten und viele Mitglieder verließen den Club. In der Mitgliederversammlung 1998 ging Vorsitzender Brenner ausführlich auf alle Optionen ein. Ein Umzug nach Berlin wurde wie die Schaffung einer Sektion Berlin verworfen; es war zu erwarten, dass es dort bald eine Fülle neuer Clubs geben würde, mit denen unser Club zu konkurrieren hätte; auch würde die große Mehrheit der Mitglieder in Bonn bleiben. Nach Abwägung aller Umstände gelangte der Vorstand zu der Einschätzung, dass der Club auch in Bonn Zukunft habe. Die Versammlung beschloss daraufhin, ihn am Gründungsort fortzuführen; Botschafter a.D. Dr. Pabsch wurde in den Vorstand gewählt.

Der Club in seiner neuen Lebensphase (1998-2008)

Die veränderte Lage
Mit dem Ende der Hauptstadtzeit sind in Bonn die Lichter nicht ausgegangen; die wesentlichen Lebensgrundlagen sind der Stadt geblieben. Dank ihrer einzigartigen Lage am Rhein und am lieblichen Siebengebirge ist sie, was sie immer war: eine liebenswerte Bürgerstadt mit hoher Lebensqualität. Ihre reiche Tradition als römische Gründung, kurfürstliche Residenz und Geburtsort Ludwig van Beethovens zeichnen sie vor anderen Städten mittlerer Grösse im Lande aus. Die gelungene Architektur von Post Tower und Deutscher Welle gibt ihr eine moderne Note; mit der Bundeskunsthalle und dem Haus der Geschichte hinterließ der Bund hochkarätige Einrichtungen mit überregionaler Ausstrahlung. Ein internationales Kongresszentrum, das die Bundestagsbauten einbezieht, ist im Bau, eine Festhalle für das jährliche internationale Beethovenfest ist geplant. 50 Jahre Bundespräsenz, die ihr weltweite Aufmerksamkeit sicherten, haben sie belebt und ge
rägt. Nun begann sie, sich auf eine neue Zukunft einzurichten.
Als Standort von Deutscher Telekom, Deutscher Post World Net und Postbank, die zu den 30 größten deutschen Aktiengesellschaften gehören, und einer leistungsstarken mittelständischen Industrie verfügt sie über eine gesunde wirtschaftliche Grundlage. Als Sitz zentraler Wissenschaftsinstitutionen, bedeutender Forschungszentren und einer vorzüglichen Universität bildet sie einen Schwerpunkt von Wissenschaft und Forschung im Lande; 6 Bundesministerien, Bundeskartellamt und -rechungshof und weitere Bundesbehörden rechtfertigen den ihr im Berlin/Bonn-Gesetz zuerkannten Titel Bundesstadt. 17 UN-Büros, darunter das wichtige Sekretariat für den weltweiten Klimawandel, und die Deutsche Welle begründen ihren Rang als internationale Stadt. Aus Le Carrés Small Town in Germany der 50er Jahre wurde Boomtown Bonn, wie die "International Herald Tribune“ titelte. Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis, Lebensraum einer Million Menschen, gehören zu Deutschlands wachstumsstärksten Regionen.

Die Redoute (Ansicht aus dem Kurpark gesehen)

Überlegungen

Überlegungen
Der tiefgreifende Strukturwandel Bonns bedeutete für den Club, die bisherige Ausrichtung zu ändern, sich Bonns Zukunftsaufgaben zu stellen und sie nach Kräften mitzugestalten. Es galt, den renommierten Diplomatenclub in eine Bürgergesellschaft umzuwandeln, die Alt- und Neubürger aller Lebensbereiche zusammenzuführen, ihre Identifikation mit Stadt und Region zu stärken und die Internationalität Bonns weiter zu pflegen. So würde der Club seinen Gründungsauftrag, Begegnungsort für Ausländer und Deutsche zu sein und den weltoffenen Geist in Bonn wach zu halten, auch unter den neuen Bedingungen weiter erfüllen.
In der Mitgliederversammlung 1999 legte Vorstandsvorsitzender Brenner einen Satzungsentwurf vor, der der neuen Lage Rechnung trug. Da das Diplomatische Corps wegzog, war es nicht sinnvoll, das Präsidium in alter Form beizubehalten; an seine Stelle solle künftig ein Beirat treten. Die Rolle des alten Vorstands würde ein Präsidium aktiver Mitglieder übernehmen, das die Geschicke des Clubs leiten und ihn nach außen vertreten würde. Der Entwurf wurde einstimmig angenommen. Brenner stellte fest, dass der Club dank des Einsatzes des Generalsekretärs Graf von Matuschka das Umzugsjahr gemeistert habe. Wegen häufiger beruflicher Abwesenheit von Bonn legte er den Vorsitz nieder. Prof. Arntz sprach ihm die Anerkennung dafür aus, dass er den Club in schwieriger Zeit auf Kurs gehalten und die Umstrukturierung eingeleitet habe. In der Vorstandswahl wurde Dr. Pabsch zum Vorsitzenden und Brenner zum Stellvertreter gewählt. Der neue Vorsitzende Pabsch plädierte dafür, den Club stärker für Bürger aus Wirtschaft, Wissenschaft, dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben und freien Berufen sowie für Angehörige der UN-Sekretariate und der verbliebenen und nach Bonn umziehenden Bundesbehörden zu öffnen und künftig auch den Rhein-Sieg-Kreis in seine Aktivitäten einzubeziehen.

Strukturänderungen

Mit Inkrafttreten der neuen Satzung konstituierte sich der Vorstand am 22. November 1999 als Präsidium, in das Michael Swoboda, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, als Vizepräsident eintrat; Bankdirektor Axel v. Blomberg wurde Schatzmeister. Da Generalsekretär Graf Matuschka eine Aufgabe außerhalb Bonns übernahm, trat Botschafter a.D. Dr. Ludger Buerstedde die Nachfolge an. Wie Christiane v. Ondarza und Marc Graf Trentinian blieb auch Graf Matuschka Präsidiumsmitglied; Präsident Pabsch dankte ihm für seine engagierte Arbeit. Der letzte Präsident aus dem Diplomatischen Corps, Botschafter Struye de Swielande (Belgien), wurde verabschiedet.
Das alte Präsidium wurde zum Beirat umgebildet; Dr. Hagen Hultzsch, Vorstandsmit-glied der Deutschen Telekom, übernahm den Vorsitz. Dem Beirat, der die neue Ausrichtung des Clubs widerspiegelt, gehören Bonns Oberbürgermeisterin, der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts ex officio an. Als weitere Mitglieder wurden führende Persönlichkeiten der Wirtschaft, Wissenschaft und des kommunalen Lebens gewonnen. Mitglieder des alten Präsidiums, die nicht für den Beirat kandidierten, wurden bei einem musikalisch umrahmten Brunch mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.
Das neue Präsidium trug Ministerpräsident Wolfgang Clement von Nordrhein-Westfalen die Ehrenpräsidentschaft an, die bisher die Außenminister inne hatten; dies erschien angemessen, nachdem der Club seine Rolle als Diplomatenclub aufgegeben hatte und ein Club in Bonn wurde. Herr Clement erklärte sich bereit; in seiner Ehrenpräsidentschaft anstelle des Außenministers wird die neue Orientierung des Clubs sichtbar; er blieb dem Club auch als Mitglied der Bundesregierung treu und ist es bis heute.

Der neue Internationale Club im Aufwind

Mit diesen Veränderungen begann eine erfolgreiche Aufwärtsentwicklung. Die Chefs der Großkonzerne und einiger Behörden, Unternehmer und die IHK wurden für die Förderung des Clubs in seiner neuen Ausrichtung gewonnen; einige Unternehmen und die Sparkassen der Region wurden korporative Mitglieder. In der Mitgliederversammlung des Jahres 2000 stellte Präsident Pabsch fest, der Club habe seine Zukunftsfähigkeit bewiesen. Seine Öffnung für neue Zielgruppen verlaufe ermutigend, in der Öffentlichkeit werde er zunehmend wahrgenommen. Pabsch appellierte an die langjährigen Mitglieder, im raschen Wachsen des Clubs nicht einen Verlust an Intimität zu sehen; nur ein Club mit genügend großer Mit-gliederzahl, die eine ansehnliche Präsenz bei Veranstaltungen gewährleiste, sei für erstrangige Vortragende und Kulturschaffende attraktiv; alle Altmitglieder sollten sich bemühen, Neumitglieder schnell zu integrieren. Die wachsenden Aktivitäten des Clubs erforderten ein zunehmendes Engagement von Präsidium, Beirat und Sekretariat. Zwei jüngere Mitglieder, Dorika Seib und Ludwig Acker, traten ins Präsidium ein. Das Sekretariat wurde durch Rolf Scholz als stellv. Generalsekretär verstärkt; es wurde dank einer Sachspende der Fa. Siemens mit neuen Möbeln ausgestattet und erhielt eine ISDN-Anlage. Schatzmeister v. Blomberg wies darauf hin, dass die gestiegenen Aktivitäten auch höhere finanzielle Aufwendungen erforderten. Da der Club auf Zuschüsse des Auswärtigen Amts verzichtet habe, bemühe sich das Präsidium, den steigenden Finanzbedarf durch Unternehmensmitgliedschaften und projektbezogene Spenden zu decken. Dennoch sei es erforderlich, die Mitgliedsbeiträge anzuheben. Die Versammlung beschloss daraufhin eine Erhöhung; langjährigen Mitgliedern wurde auf Antrag ein reduzierter Beitrag eingeräumt.

Erweitertes Programmangebot

Um Führungskräfte der Wirtschaft stärker an den Club heranzuführen und ihnen ein auf ihre Interessen ausgerichtetes Gesprächsforum zu bieten, wurde ein Wirtschaftskreis ins Leben gerufen Er wird vom Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Swoboda, der auch Vizepräsident des Clubs ist, betreut und trifft sich monatlich bei einem Mittagessen in der Redoute mit einem Gastredner zur Erörterung allgemeiner und regionaler Wirtschaftsfragen. Er wird regelmäßig von 20-30 Mitgliedern besucht und bildet ein nützliches Netzwerk für Kennenlernen und Zusammenarbeit der Unternehmer der Region.
Zur Erörterung internationaler Fragen wurde für in Bonn verbliebene Diplomaten, hier tätige Ausländer und interessierte Mitglieder der International Roundtable eingerichtet, der sich ebenfalls einmal im Monat bei einem Mittagessen zu Kurzvorträgen mit Diskussion, auch über Nord-Süd-Probleme, trifft. Anfangs war das Präsidium bestrebt, auch Angehörige der in Bonn ansässigen UN-Sekretariate dafür zu werben. Obwohl versucht wurde, sie durch Vorträge in Englisch oder Französisch zu gewinnen, erwies sich ihr Interesse als gering; die Treffen finden heute – nicht zuletzt auf Wunsch ost-europäischer Konsuln – überwiegend in Deutsch statt und werden von 20-30 Teilnehmern (Konsuln, ehemalige AA-Angehörige und Redakteure der Deutschen Welle) besucht. Gelegentlich treffen sich beide Gremien zu gemeinsamen Mittagessen mit Botschaftern aus Berlin zur Erörterung politischer und wirtschaftlicher Fragen ihrer Länder. Diese Veranstaltungen sind meist besonders gut besucht.
Der Schwerpunkt der Programme liegt jedoch bei Vorträgen im Rahmen von Abendveranstaltungen, die um 19:30 beginnen mit anschließender Diskussion, Empfang für die Teilnehmer und Abendessen im kleinen Kreis mit dem Redner. Das Präsidium ist um angemessene Gewichtung der Themenbereiche Außen-, Sicherheits- und Innenpolitik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bemüht, wobei Fragen der Europa- und Sicherheitspolitik entsprechend der Tradition des Clubs und Wirtschaftsthemen entsprechend der Interessen seiner neuen Mitglieder im Vordergrund stehen, und achtet auf Aktualität der behandelten Themen; so wurden über die Jahre u.a. EU-Erweiterung und -Reformprozess, Verhältnis EU-USA, Nahostkonflikt, Entwicklungen im Islam, Reform der Sozialsysteme, internationale Finanzen, Energiepolitik, Kernenergie, Telekommunikation, Verkehrsinfrastruktur, Luft- und Raumfahrt, ethische Fragen der Genforschung und Fortschritte in Krebs- und Hirnforschung behandelt. Die Vorträge namhafter Redner vermitteln den Mitgliedern Informationen aus erster Hand und geben Anstoß zur Diskussion von Zeitfragen. Die Zusammenarbeit mit Gesellschaften ähnlicher Ausrichtung setzt der Club fort. Mit dem Universitätsclub, der Deutschen Atlantischen Gesellschaft und dem Club der Luftfahrt veranstaltet er gemeinsame Vorträge, die das Angebot für seine Mitglieder bereichern. Jährlich wiederkehrende Einladungen der Mitglieder Thomas Grundmann (Bouvier) und Helmut Graf (Verlag Dt. Wirtschaft) zur Verleihung des Curtius-Preises bzw. des Prediger- und des Cicero-Rednerpreises und des Landrats Kühn zu seinen „Petersberger Gesprächen“ sind weitere lohnende Ereignisse.
Großer Beliebtheit erfreuen sich Kulturveranstaltungen. Jährlich finden 2-3 Konzerte hoher Qua-lität statt, die von der Internationalen Beethovenfest-GmbH und dem Deutschen Musikrat vermittelt werden und bis zu 300 Mitgliedern anziehen. Besuche großer Kunstausstellungen in Bonn, Köln, Essen (Villa Hügel) und anderen Städten im In- und Ausland sowie der Kölner romanischen Kirchen, die Präsidiumsmitglied Christiane v. Ondarza organisiert, sind stets überbucht. Auch Wanderungen und die beiden jährlichen gesellschaftlichen Veranstaltungen – ein musikalischer Brunch und der traditionelle Herbstball – finden regen Zuspruch.
Um das Verständnis für Probleme der Weltpolitik zu vertiefen, veranstaltet der Club Reisen ins Ausland. Sie galten den EU-Beitrittsländern Polen (1999), Ungarn (2001), Bulgarien (2006) und Rumänien (2008), dem gemäßigt islamischen Marokko (2001), der einst deutschen Kolonie Namibia (2002), den Transformationsländern Russland (2003), Indien (2 Reisen 2004) und China (2 Reisen 2005), deren internationales Gewicht rasch zunimmt, Usbekistan (2004), Vietnam und Kambodscha sowie dem südamerikanischen Musterland Chile (2007). Für 2008 stehen die Türkei und Zypern auf dem Programm. Bei diesen Begeg-nungsreisen finden stets Ge-spräche mit deutschen Botschaftern und einheimischen Landeskennern statt, bei Reisen nach Malta (1998), Rhodos (2000), Portugal (2003), Andalusien (2004), Sizilien (2005) und Santiago de Compostela (2007) standen kul-turgeschichtliche Interessen im Vordergrund. Die Reisen wer-den häufig durch Vorträge von Diplomaten der bereisten Länder vorbereitet, führen zu privaten Anschlusstreffen der Teilnehmer und dienen damit der Gemeinschaftsbildung im Club.
Alle Veranstaltungen der letzten 10 Jahre hier aufzuführen, würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen; sie sind ab Seite 49 behandelt. Ihre Zahl hat stark zugenommen; im Durchschnitt der Jahre 1999-2007 waren es 37; zählt man die Treffen von Wirtschaftskreis und International Roundtable hinzu, ergibt sich die Gesamtzahl von 60 Veranstaltungen im Jahr, das sind (unter Abzug von Ferienzeiten) 5-6 im Monat. Seit 2004 erscheint vierteljährlich ein „Club-Brief“ in Farbdruck. Im Jahr 2007 wurde der bisherige Juniorenkreis als Young Network reaktiviert; er bietet jungen Leuten im Alter von 25-35 Jahren Möglichkeiten der Begegnung untereinander und mit Clubmitgliedern mit großer Berufs- und Lebenserfahrung. Dank dieser vielfältigen Aktivitäten hat der Club als Diskussions- und Begegnungsforum in Bonn Profil gewonnen.
Ein Höhepunkt im Clubleben war der Festakt zum 50-jährigen Bestehen am 19. Juli 2003 in der Konzernzentrale der Deutschen Telekom. Vorstandsvorsitzender Ricke begrüßte Altbundespräsident Prof. Dr. Herzog, zahlreiche Ehrengäste und 800 Mitglieder mit einer launigen Ansprache über Diplomatie und Kommunikation, Oberbürgermeisterin Dieckmann würdigte die Rolle des Clubs in der Hauptstadtzeit und sein heutiges Angebot hochkarätiger Vorträge und Veranstaltungen; damit sei er zum Synonym für das „neue“ Bonn geworden. Präsident Pabsch stellte den Club in seiner zweiten Lebensphase vor. Bundesminister a. D. Dr. Kinkel, Mitglied des Beirats, führte den Altbundespräsidenten mit von der Wärme einer langjährigen Beziehung getragenen Worten als Festredner ein. Meisterhaft stellte Prof. Herzog unter dem Titel „Nullpunkt - Aufstieg - Umbruch“ die Clubgeschichte in den Rahmen von 50 Jahren deutscher Nachkriegsgeschichte. Das Ensemble Ludwig van Beethoven umrahmte die Feier mit Festmusik; die Deutsche Telekom lud alle Teilnehmer zu einem Empfang ein. Es erschien eine reich bebilderte Festschrift mit der Chronik des Clubs.
Präsidium und Beirat arbeiten bei der Wahrnehmung der Club-Aufgaben freundschaftlich und eng zusammen. Bei der Gewinnung von Vortragenden werden Präsident und Generalsekretär von Ehrenpräsident Clement und Mitgliedern des Beirats tatkräftig unterstützt. Das Präsidium tagt viermal, der Beirat zweimal im Jahr. Vizepräsident Swoboda betreut den Wirtschaftskreis, Präsident Pabsch die Begegnungsreisen, Frau von Ondarza Kulturreisen und Ausstellungsbesuche. Dorika Seib ist für Pressekontakte verantwortlich und organisiert Computerkurse. Generalsekretär Buerstedde und seine Mitarbeiter Scholz und Füsgen widmen sich der organisatorischen Vorbereitung der Veranstaltungen, Ludwig Acker leitet den Ballausschuss und machte sich um den Juniorenkreis verdient; das Young Network wird von eigenen Moderatoren geleitet. Die Clubfinanzen, für die Axel von Blomberg verantwortlich zeichnet, sind gesund und erlauben die Verstärkung des Angebots und der Kapazität des Sekretariats. Dank der Computerkurse des Clubs kann nun eine wachsende Zahl von Mitgliedern in die elektronische Kommunikation einbezogen werden. Dr. Andrea Niehaus, Direktorin des Deutschen Museums Bonn, trat 2003 ins Präsidium ein, 2004 wurde mit dem bisherigen Bundesdatenschutzbeauftragten Dr. Joachim Jacob ein weiterer Vizepräsident berufen.
Der Club hat heute 750 Mitglieder, so viel wie nie zuvor in seiner Geschichte. Vor dem Bundesumzug waren es 458; seitdem sind 612 Personen beigetreten. Rechnerisch ergibt sich daraus, dass 320 Personen ihn mit dem Umzug oder aus Altersgründen verlassen haben oder verstorben sind. Dies bedeutet, dass sich die Mitgliedschaft des Clubs in den 10 Jahren seiner neuen Existenz tief-greifend verändert hat; nur ca. 140 Mitglieder aus dem alten Club, d.h. unter 20% der heutigen Mitgliedschaft, gehören ihm noch an. Die Neuzugänge haben ihm einen beachtlichen Substanzgewinn gebracht; viele Angehörige der großen Konzerne, der mittelständischen Wirtschaft, der Wissenschaft, aus dem Konsularcorps, UN-Sekretariaten, Bundesbehörden, Deutscher Welle, kommunalem Leben und freien Berufen sind beigetreten. Sie alle tragen mit ihrer vielfältigen Berufserfahrung zu dem hohen Niveau der Diskussionen bei den Vorträgen bei. Nach wie vor treten viele Pensionäre in den Club ein; doch zieht er immer mehr auch jüngere Jahrgänge an, sodass der Altersdurchschnitt der Mitglieder über die Jahre mit sinkender Tendenz im Wesentlichen unverändert geblieben ist. Vom Young Network verspricht sich der Club eine allmähliche Verjüngung der Mitgliedschaft.
Der Internationale Club blickt auf 55 Jahre erfolgreicher Tätigkeit zurück, die den Mitgliedern manchen Höhepunkt gebracht hat. Durch den Wegzug des Bundes hat er keinen Schaden genommen, vielmehr entwickelt er sich dank der Öffnung für neue Bevölkerungskreise weiter aufwärts. Sein Innenleben hat sich gefestigt, im gesell-schaftlichen Leben der Region hat er einen angesehenen Platz. Sein vielseitiges Angebot von Vorträgen und kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen findet große Zustimmung und zahlreiche neugierige Teilnehmer (im Durchschnitt um die 150 pro Veranstaltung); die Vielfalt der Vorträge zu Themen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft mit herausragenden Rednern gibt Mitgliedern aller Interessengebiete Gelegenheit zur Diskussion aktueller Fragen aus der ganzen Breite des Zeitgeschehens. Die Redoute bietet seinen Veranstaltungen einen attraktiven Rahmen; der moderne Vortragssaal des von dem renommierten Architekten Ungers erbauten Universitätsclubs ermöglicht es ihm, Vorträge in der Bonner Innenstadt zu veranstalten, wenn die Säle der Redoute nicht verfügbar sind. Die neu gebildeten Interessentenkreise sind etabliert; Präsidium und Beirat, die die freundschaftliche Atmosphäre im Club als Ermutigung empfinden und der Clubarbeit viel Zeit widmen, sind bestrebt, seine Aktivitäten im Rahmen der organisatorischen Möglichkeiten noch zu steigern. Die Zusammenarbeit mit anderen Clubs und Institutionen wird fortgesetzt; sie fördert die Vernetzung und Koordinierung gesellschaftlicher Aktivitäten im Raum Bonn/Rhein-Sieg. Präsidium und Beirat sind überzeugt, dass der Club in Zukunft weiter wachsen und sich als repräsentatives Diskussionsforum und Ort der Begegnung und internationaler Verständigung weiter bewähren wird. Damit will er zugleich einen Beitrag dazu leisten, Ruf und Rang der Region als eines aufstrebenden Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts von internationaler Bedeutung und hoher Lebensqualität zu festigen

- ad multos annos!